Page 13 - M Magazin für Mendig
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Dr. Marion Retterath
Das Ende jüdischen Lebens in Mendig
Wider das Vergessen.
Im Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 begegnen wir jedes Jahr erneut den Gräueln des Nationalsozialistischen Systems am jüdischen Volk.
Bereits mit der Machtübernahme Hitlers 1933 begann man verstärkt, die im Gedankengut vieler Bürger ver‐ ankerte Judenfeindlichkeit auszubauen, indem man neben den ursprünglich religiösen Begründungen des Mittelalters, nationale, völkische und letztlich fatale rassentheoretische Argumente anführte. Diskriminierende Vorurteile zur Verschiedenartigkeit führten dabei schließlich zu einer Unterstellung der Verschiedenwertigkeit. Man kritisierte fortan nicht nur wie andere lebten, man kritisierte, dass sie lebten.
▲Die letzten jüdi- schen Mitbürger vor der Fahrt in die Vernichtungslager. Moses Eggener, Ju- liane Löwenstein, Sophie Kahn, Betti- na Mayer und Simon Maier 1939 auf dem Nieder- mendiger Bahnhof
Radikal wird damit die Lebensberechtigung des jüdischen Volkes in Frage gestellt.
Der Antisemitismus wird zum politischen Pro‐ gramm. Die jüdische Bevölkerung wird in der Zeit des Nationalismus diskriminiert, entrechtet und verfolgt. Zunächst vertreibt man sie aus dem öffentlichen Ämtern, erlässt Berufsverbote, zer‐ stört ihre Synagogen, beraubt sie aller Bürger‐ rechte, zwingt sie aus zu reisen und stiehlt ihr Hab und Gut.
Pro Mendig e.V. I/2023
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Dr. Marion Rette- rath, Mendig, Heimatforscherin mit dem Schwer- punkt “Jüdische Geschichte in Men- dig”