Page 24 - M Magazin für Mendig
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 schufen die Römer eine Industrie, die im Laufe der Jahrhunderte 22 Millionen Reib- und Mühlsteine herstellte. Das römische Imperium schuf mit seinen Möglichkeiten auch den Bedarf, denn die Produkte wurden durch halb Europa verhandelt. An den Küsten der Nord- und Ostsee wie auch in Germanien bis hinunter an die Alpen gab es keine vergleichbaren Gesteine, Eifeler Basalt wurde überall gebraucht und die Römer brachten ihn per Schiff in weit entfernte Regionen.
Von Mayen aus entstanden Transportwege nach Andernach an den Rhein, auch auf der Nette wurden wahrscheinlich Mühlsteine auf flachen Lastkähnen transportiert. In Andernach gab es zu römischer Zeit schon einen Hafen, in dem flache Lastkähne am Ufer anlegten und als Fracht auch Mühlsteine aufnahmen – kleine Mühlsteine aller‐ dings, die großen Kraftmühlsteine für Wasser‐ mühlen und Windmühlen wurden noch nicht hergestellt.
Im 1.Jahrhundert n.Chr. wurden im Mayener Gebiet wahrscheinlich jedes Jahr 30.000 Hand‐ mühlen aus Basalt hergestellt. Im Laufe der Jahr‐ hunderte wurden die Transportwege ausgebaut, statt mit Fuhrwerken wurde der Basalt aus Mayen und Kottenheim mit der Eisenbahn an den Rhein transportiert, in Andernach wurde weiterhin ver‐ laden. Im Jahre 1561 wurde der Andernacher Kranen fertiggestellt, ein technisches Meisterwerk mit einer faszinierenden, heute noch funktions‐
▲Innenansicht des Andernacher Krahns
Fotos: Sven von Loga
tüchtigen Mechanik, mit der auch tonnenschwere Mühlsteine auf Lastkähne geladen werden konnten. Bis 1911 war der Andernacher Kran im Einsatz und könnte auch heute noch benutzt werden, wenn denn da nicht der TÜV wäre.
Das UNESCO-Projekt Welterbe Mühlsteinrevier Rhein-Eifel reicht deshalb bis nach Andernach an den Rhein, denn ohne den Andernacher Hafen wäre die Region zwischen Mayen und Mendig nicht so weit gekommen. Die Layer hätten noch so viele Mühlsteine abbauen können, was hätten sie damit machen sollen, wäre da nicht der funkti‐ onierende Handel gewesen.
Im Laufe der Jahrhunderte entstanden die gewal‐ tige Tagebauschluchten. In der Neuzeit ab 1500 n.Chr. gingen die Layer in die Tiefe und holten in Mayen und in Mendig den Basalt aus unterirdi‐ schen Bergwerken ans Tageslicht. Vielleicht gruben sie sich in Mendig auch schon früher nach unten, Zeugnisse darüber aber gibt es nicht.
Aber nicht nur Mühlsteine wurden hergestellt, sondern auch Werksteine jeglicher Art und Pflas‐ tersteine. Die Straßen des Deutschen Reiches wurden zum nennenswerten Teil mit Basaltpflas‐ tersteinen aus Kottenheim und Ettringen angelegt und der Bedarf wurde immer größer. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wurden Eisen‐ bahnstrecken gebaut, die für die Industrialisie‐ rung notwendig waren. Gleisschotter wurden
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I/2023 Pro Mendig e.V.
▲ Sven von Loga Geologe, Buchau- tor, Journalist, Vulkanexperte























































































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