Bolz – das war das Thema am 11. Mai bei der Infoveranstaltung der Interessengemeinschaft Obermendig. Bürgermeister Ammel bestätigte, dass die Stadt den Gebäudekomplex Bolz vom bisherigen Eigentümer gekauft hat. Es ist geplant, das Gasthaus Bolz zu einem Vereinsheim/Gemeindehaus auszubauen. Der Zugang soll barrierefrei angelegt werden, und neben dem großen Saal sollen weitere Räume mit unterschiedlichen Größen entstehen. Damit – so die Vorstellung der Stadt – soll in Obermendig das Vereinsleben belebt werden. Daneben sollen die Räume auch für private Feierlichkeiten angemietet werden können.
Im Rahmen des Treffens konnten auch alle Räume besichtigt werden. Das Dilemma ist, dass einer einfachen Sanierung der Denkmalschutz entgegensteht. Die Fassade und der große Saal sind denkmalgeschützt. Es soll auch über dem Saal eine alte Stuckdecke sein, die man aber wegen der Deckenabhängung nicht sehen kann. Der bauliche Zustand und der Zuschnitt der anderen Räume ist schlecht und für andere Nutzung zu klein. Es existieren auch einige Nebengebäude, deren Zustand ebenfalls desolat ist. Das gilt auch für die sanitären Anlagen. Da wird viel abgerissen werden müssen. Die Stadt schätzt den Investitionsaufwand auf ca 450.000. Wenn dazu noch 600.000 € Zuschüsse kommen, dann mag das nach unserer Einschätzung reichen.
Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten in Obermendig nicht viel investiert wurde, sollte der Aufwand vertretbar sein.
Interessant auch die Anregung von VG-Bürgermeister Jörg Lempertz, das Projekt Bolz mit der Erneuerung der Teichwiese gemeinsam zu planen. Man spricht ja davon, dass dort die reine Parkplatznutzung deutlich reduziert werden soll zugunsten eines bewohnerfreundlichen Gemeinschaftsplatzes. Hier hielt Jörg Lempertz eine Dorfmoderation für sinnvoll, um die Einwohner möglichst frühzeitig einzubinden und um deren Anregungen in die Planung mit einzubeziehen.
Wir von Pro-Mendig regten an, dass man zuerst den Bedarf der Mendiger Vereine ermitteln sollte und dann ein Konzept auf dieser Basis zu erstellen. Bei einer umgekehrten Vorgehensweise würde vermutlich der Bedarf der Vereine nicht im selben Maße berücksichtigt werden können.
Hinsichtlich der Baukostendämpfung machte Stephan Retterath einen interessanten Vorschlag. Da in den diversen Vereinen genügend ausgebildete und erfahrene Handwerker zu finden sind, konnte man viel durch Eigenleistung erreichen.
Wie es mit der Gaststätte weitergeht, ist noch offen. Ob auf Dauer ein Gastronom wirtschaftlich arbeiten kann, hängt von der Gesamtkonzeption ab. Die Vereine sind auf jeden Fall darauf angewiesen, bei ihren Veranstaltungen die Bewirtung selbst durchführen zu können. Das schränkt die Möglichkeiten eines Gastronomen sehr ein.
„Die Vereine sind auf jeden Fall darauf angewiesen, bei ihren Veranstaltungen die Bewirtung selbst durchführen zu können.“ – warum? Wenn man ein neues Konzept erarbeitet, muß man auch alles überdenken. Da kann man nichts einfach von vornherein ausschließen. Wir in Kottenheim haben Schwerdonnerstag eine Veranstaltung wo der verdient, der die Bedienungen und den Raum stellt: die Wirtin. Und nach den Sitzungen verdient Willi Wolf sein Geld in Bürgerhaus und Jugendheim. Warum? Weil die Vereine nur wenige Leute haben, die schaffen wollen statt feiern. Das sind nämlich immer dieselben.
Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass man bei einem neuen Projekt nicht gerade mit Restriktionen anfangen sollte. Ich kann auch nur für unseren Verein sprechen.
Wir machen regelmässig einen Seniorentreff, jeweils Mittwochs. Da werden die Senioren mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Beides bekommen wir gespendet und wir geben das gratis ab. Wir haben zum Teil Senioreninnen und Senioren, die ganz geringe Renten bekommen, die würden wir ausschliessen, wenn Kaffee und Kuchen bezahlt werden müsste. Besteht ein Bewirtungszwang, können wir den Senioreentreff einstellen. Es ist ausgeschlossen, dass wir Kuchen und Kaffee kaufen können. Selbst wenn ein Wirt uns da Sonderpreise machen würde, wäre das nicht machbar. Bei einem Teilnehmerkreis von ca. 50 Leuten finden wir auch genügend ehrenamtliche Helferinnen, die den Service machen.
In der Mendiger Laacher-See-Halle besteht Bewirtungszwang. Obwohl das richtig nette Wirtsleut sind, wird das intern von vielen Vereinen kritisiert, weil man am Verzehr auch verdient und das für manchen Verein ein wichtiger Einnahmeposten darstellt. Deswegen macht man ja auch größere Veranstaltungen. Wir wiederum haben kaum Veranstaltungen, die zur Kapazität der Laacher-See-Halle passen. Deswegen stört uns da der Bewirtungszwang auch nicht.
Wir bekommen derzeit von der Stadt mietfrei einen Raum für 50-60 Teilnehmer incl. Küche. Hauptproblem ist, dass die Senioren eine Treppe in den ersten Stock hochsteigen müssen. Bei einer Stockwerkshöhe von 4m ein echtes Problem, so dass wir gerne in einen barrierefreien Raum umziehen würden.
Noch ein Hinweis: In Thür, Bell, Rieden und Volkesfeld gibt es stattliche Gemeindehäuser, die von den Vereinen eigenwirtschaftlich bewirtschaftet werden.