Dieses Werbeplakat, dieser Tage in der Mendiger Bahnstraße fotografiert, erinnert uns daran, dass jederzeit auch in Mendig ein Starkregen zuschlagen kann. Das letzte Starkregenereignis in Mendig, in dessen Folge der Kellbach über die Ufer getreten ist, war an Pfingsten 2017. Das hat dann ausgelöst, dass man seitens der Verbandsgemeinde an einem Hochwasserkonzept arbeitet, nach dessen Umsetzung solche Überschwemmungen wie 2017 vermieden oder zumindest abgemildert werden können.

Das Hochwasserkonzept, auf dessen Umsetzung alle Mendiger warten, ist das eine.

Bei Baugebieten führt eine Höherstufung des Starkregenrisikos zu immensen Mehrkosten. Klar, dass da die Investoren mit vielen Argumenten dagegen sind. Was vorrangig zählt, ist aber der Schutz der Bürger vor Überschwemmung und Schlammlawinen. Um das durchzusetzen, braucht es ein robustes Bauamt und dahinter Stadträte, die die Baugebiete aus Bürgersicht denken. Die Interessen der Investoren sind da nachrangig einzustufen. Es darf bei den Baugebieten nicht sein, dass man den Bürgern Risiken zumutet und damit die Investoren begünstigt.

Starkregenindex (Quelle: Stadt Wuppertal)

Heute klassifizoert und bewertet man die Starkregen anhand eines 12-stufigen Starkregenindexes (SRI). Erdbeben werden ebenfalls anhand einer 12-stufigen Skala bewertet. Der Starkregen, der Wuppertal am 29. Mai 2018 getroffen hat, entsprach einem Starkregenindex von 11, wurde also als extremer Starkregen eingestuft, dessen Wiederkehrzeit über 100 Jahre  vermutet wird.

Früher hat man bei der Entwässerungsplanung von Baugebieten mit einem 5- oder zehnjährigen Starkregenereignis geplant. Heute sind solche Werte nicht mehr vertretbar. Aus sozialer und ökologischer Verantwortung und aus wirtschaftlicher Notwendigkeit müssen sich die Bauplaner auf extreme Starkregen einstellen. Und nicht nur das. Die beiden Baugebiete Martinsheim und die Erweiterung des Baugebietes Eichenweg/Sonnenhang haben eines gemeinsam. Sie liegen unterhalb des abschüssigen Hanges Richtung Bell. Hier handelt es sich um landwirtschaftlich genutzte Flächen, die bis weit in das Frühjahr hinein noch nicht bewachsen sind. Durch die Sonneneinstrahlung wird er unbewachsene Boden hart und er verliert die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen. Durch die Hanglage schiesst das Starkregenwasser ungehindert in großen Mengen nach unten und reisst erhebliche Mengen an Bodenbestandteilen mit sich.

Es ist daher kein Wunder, dass in den Planungsunterlagen für das Baugebiet Martinsheim auf diesen „worst case“ hingewiesen wird. Auch ein Laie kann sich vorstellen, welche Wassermassen und Schlammlawinen durch die beiden neuen Baugebiete nach unten in den Ernteweg rauschen werden. Dazu kommt, dass der etwa ein Hektar umfassende Douglasienwald bekanntlich abgeholzt werden soll und damit er seine Sperrfunktion nicht mehr erbringen kann (ganz abgesehen davon, dass dieser in den besten Jahren stehene Wald hochproduktiv CO2 aus der Atmosphäre entnimmt und dafür Sauerstoff an die Luft abgibt).

Starkregen und Klimawandel

Wann spricht man von Starkregen? Wenn innerhalb von 24 Stunden insgesamt 30 mm (30 Liter pro m²) Niederschlag fallen, sprechen die Wissenschaftler bereits von einem Starkregen. Am 29. Mai 2018 waren es in einigen lokalen Gebieten Wuppertals über 100 mm (100 Liter pro m²) in weniger als 90 Minuten.

Hitzewellen, Starkregen und Stürme gehören zu den Folgen, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf uns zukommen und auf die sich die Städte, Gemeinden und Landkreise auch in Nordrhein-Westfalen aus sozialer und ökologischer Verantwortung und aus wirtschaftlicher Notwendigkeit einstellen müssen.

Starkregen treten seit einigen Jahren vermehrt auch in Deutschland auf. Ereignisse wie 2014 in Münster, 2016 in Braunsbach oder 2018 in Wuppertal sind nur einige Beispiele. Die Niederschläge treten dabei meistens in lokal begrenzten Stadtbereichen auf. Wann und wo diese Ereignisse eintreffen, lässt sich aber nicht voraussagen.

Es ist davon auszugehen, dass diese Phänomene durch den Klimawandel sogar an Häufigkeit und Intensität noch zunehmen werden. Dies ist aufgrund der globalen Erwärmung eine einfache physikalische Gesetzmäßigkeit, da warme Luft mehr Wasser aufnehmen kann. Daher müssen sich Bund, Land, Städte und ihre Bewohner daran anpassen und vorsorgen.

Starkregenereignisse sind in der Regel regional sehr begrenzt und dern Häufigkeit wird so nicht immer wahrgenommen. Nachstehend die Starkregenereignisse in unserer Region, die wir in der Online-Ausgabe der Rhein-Zeitung recherchiert haben.

  • 01.09.2014 Schlammlawine Niederzissen
  • 22.09.2014 Schlammlawine wälzt sich durch Nickenich
  • 23.09.2014 Kattenes/Löf: Land unter an der Mosel
  • 21.09.2014 Oberdürenbach
  • 2016 Winterburg bei Kirn
  • 2016 Dernau
  • Juni 2016 Vallendar/Urbar
  • 21. Juni 2016 Mendig, Kellbach
  • Anfang 2016 Virneburg
  • 2016 Nierendorf/Grafschaft
  • 27.05.2018 Birkenfeld
  • 3.4.Juni 2017 Monreal
  • 3-4. 2017 Juni Mendig
  • 4.07.2018 Mayen, Kürrenberg

Auch die Versicherungen verfügen über unfangreiche Wetterdaten, die es erlauben, für Starkregenversicherungen das Risiko abzuschätzen und dazu ein passendes Versicherungsprodukt zu entwickeln. Solche Schadensfälle lassen sich nur schwierig abschätzen, gerade bei Starkregen sind die Schäden immens. Damit das Risko für die Versicherungen ebenfalls überschaubar sind, schliessen diese Rückversicherungen ab. Dafür gibt es spezielle Versicherungsunternehmen wie die Munich RE, Diese weltweit größte Versicherungsgesellschaft unterhält sehr umfangreiche Datenbanken und beschäftigt eine Vielzahl vom Wissenschaftlern. Mit diesen Daten können dann die Versicherungsgesellschaften das jeweilige Risiko gut abschätzen und dann z.B. Starkregenversicherungen anbieten.